Zum Thema Stadtentwicklung und Flächennutzung in Ludwigsburg äußert sich Dr. Volker Heer wie folgt:
In Ludwigsburg sind ca. 88.000 Einwohner auf einer Fläche von 4335 ha „zusammengepfercht“. Damit zählt die Stadt in ihrer Größenklasse zu den am stärksten verdichteten Städten in Deutschland. Bei dieser Markungsarmut sind Nutzungskonflikte zwischen Wohnen, Gewerbe und Industrie, Verkehr, Erholung, Friedhöfen, Landwirtschaft, Wald- und Wasserflächen zwangsläufig und die Grundstückspreise hoch. Trotz dieser Markungsmenge muss es der Stadtpolitik gelingen, über ihre Wirtschaftsstärke und dem daraus folgenden Arbeitsplatzangebot ihr Wohnungsangebot, ihr Freizeitangebot, ihre Infrastruktur, ihr medizinisches Angebot so attraktiv zu halten, dass sie dem demografischen Wandel standhalten kann. Dazu sehe ich folgende strategische Optionen:
1. Die Entwicklung von Gewerbeflächen
Ihr sind enge Grenzen gesetzt, weil eine Ausdehnung der Gewerbe- und Verkehrsflächen die Lebens- und Umfeldqualität im hoch verdichteten Raum durch mehr Verlärmung und Geruchsbelästigung vermindern. Da aber weitere Arbeitsplätze nötig sind, kann Gewerbeansiedlung nur durch den Ankauf untergenutzter oder brachliegender Gelände betrieben werden. Wenn die Stadt Gewerbeflächen aus dem Bestand aufkauft, muss sie dafür knappheitsgerchte Preise zahlen, damit sie beim Wiederverkauf keine Misen macht. Das führt dazu, da sich nur ertragsstarke Betriebe die teuren Grundstückspriese leisten können. Als Ausgleich für die hohen Grundstückspreise muss man diesen Betrieben einen mäßigen Gewerbesteuerhebesatz anbieten.
2. Die Entwicklung von Wohnflächen
Wenn man die Einwohnerzahl wenigstens konstant halten will, brauchen wir weitere Wohnflächen, weil der Wohnflächenanspruch mit steigendem Wohlstand wächst. Also wird außer der Umnutzung im Bestand auch die Erschließung von neuem Baugelände im Anschluss an schon bestehende Wohngebiete unumgänglich.
3. Die Konversion von landwirtschaftlich genutzten Flächen
Wer die Flächenverteilung in Ludwigsburg kennt, weiß, dass im Verhältnis zu unserer Markungsarmut verhältnismäßig viel landwirtschaftlich genutzte Fläche verfügbar ist und wenig Wald- und Erholungsfläche.
Innerhalb der markungsarmen Stadt haben wir noch relativ viel Flächen für Landwirtschaft (1952 ha). In Esslingen hat man bei etwas mehr Einwohnern und mehr Gesamtfläche weniger Platz für landwirtschaftliche Flächen (1391 ha).
Als Ausgleich für den beschriebenen Flächenbedarf brauch wir deshalb eine Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen in Erholungs-, Grün- und Wohnflächen. In den landwirtschaftlich genutzten Flächen liegt somit die strategische Reserve für die Stadtentwicklung von Ludwigsburg.
4. Interkommunale Zusammenarbeit
Als eine sehr langfristige Möglichkeit sehe ich auch die interkommunale Zusammenarbeit. Hier gibt es erhebliche Einsparmöglichkeiten im Bereich von Büroarbeit und Abrechnung. Aber auch für die Flächennutzung, z.B. beim Bau von städtischen Hallen gibt es einige Phantasie, vor allem dann, wenn die interkommunale Zusammenarbeit im Zuge der weiteren Globalisierung die kommunalen Kirchturmschranken überwindet und zu interkommunalen Zusammenschlüssen führt. Ich jedenfalls könnte mir einen Zusammenschluss „Kornburglingen“, d.h. von Kornwestheim, Ludwigsburg und Möglingen gut vorstellen!