Luftreiniger an Schulen
Beitrag von Stefanie Knecht Gemeinderat LB Sitzung SHL/BSS 17.6.2021 zu FDP-Antrag Nr. 108/21 und Beschlussvorlage 152/21
Sehr geehrte Damen und Herren,
unser Antrag 108/21 vom 25. März 2021 hat das Ziel, alles zu unternehmen, dass regulärer Präsenzunterricht wieder verlässlich stattfinden kann, allen am Schulleben Beteiligten ein Maximum an Sicherheit zu gewähren und unseren Schülerinnen und Schülern eine verlässliche und glaubwürdige Zukunftsperspektive zu geben.
Denn so wie in den letzten 15 Monaten Bildung stattgefunden hat, darf es sich ab kommendem September nicht wiederholen!
Ich frage Sie: was haben wir seitdem dazugelernt, was haben wir unternommen, dass das Dilemma sich nicht wiederholt? Ich sage: zu wenig!
Denn nur mit innovativen Maßnahmen, dazu zähle ich auch Hepa-14- Luftreiniger, werden wir mit Corona leben und eventuell kommende Wellen im Infektionsgeschehen entgegnen können, „vor die Welle kommen“ ohne gleich wieder die Schulen zu schließen.
Ich erinnere an die Situation vor einem Jahr, als es hieß „Schulen werden als letztes geschlossen und als erstes wieder geöffnet“ – es gibt Jugendliche zwischen Klasse 7 und 10, die erst nach den Pfingstferien das erste Mal wieder Präsenzunterricht hatten – nach 5 ½ Monaten!
Die zum Teil katastrophalen Auswirkungen auf Psyche, soziale Bindungen, Entwicklung und Lernfortschritt bzw. Bildung sind uns allen bekannt. Insb. Kinder aus sozial schwächeren Familien wurden abgehängt, die Bildungsschere geht weiter auseinander.
Kein Kind, kein Jugendlicher darf in unserem Land zum Verlierer in der Pandemie werden.
So stellt sich die Aufgabe, unabhängig von der weiteren pandemischen Entwicklung, gerade auch von Seiten des Landes und des Bundes Maßnahmen zu ergreifen, die Präsenzunterricht an unseren Schulen und damit Bildung und Zukunft sichern helfen. Dies sind wir unseren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr denn je schuldig.
Ein Solidarpakt für die junge, nachfolgende Generation muss daher dringend geschnürt werden, damit BW ein zukunftsorientiertes und bildungsfreundliches Musterland wird.
Neben dem Ausbau der nach wie unzureichende digitalen Infrastruktur an unseren Schulen, einer angemessenen Aufstockung von Lehrerstellen und Lehrerdeputaten zur Schließung von Lernlücken benötigen wir neben den AHA+L Regeln, einer funktionierenden Teststrategie und v.a. digitalen Nachverfolgung, auch Luftfilteranlagen und mobile Luftreiniger, die die Virenlast in den Unterrichtsräumen und somit die Ansteckungsgefahr verlässlich senken helfen und so Unterricht in Präsenz sichern können.
Dabei dürfen die Kommunen nicht alleine gelassen werden, sondern benötigen dringend die finanzielle Unterstützung von Land und Bund.
Mittlerweile fördern andere Bundesländer wie Bayern, NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz die Anschaffung mobiler Luftreiniger für Schulen.
Um nur eine Schule aus dem Kreis zu nennen: das Lichtenstern Gymnasium - in Trägerschaft der Kirche – hat bereits begonnen, Klassenzimmer mit Luftreinigern auszustatten.
Die Wirksamkeit von Luftfiltern – unabhängig von der Art der Mutationen – ist unbestritten.
Die stetig wachsende Zahl von Untersuchungen und Studien zeigen dies.
Und dies nicht nur gegen Corona-Viren, sondern gegen Grippe- und Erkältungsviren, Feinstaube, wie z.B. auch gegen Pollen. Luftreiniger dienen also langfristig gegen Erkrankungen von Lehrern & Schülern, gegen Unterrichtsausfall, denn den hatten wir zu Genüge.
Ein Fensterlüften erübrigt sich durch mobile Luftreinigungsgeräte natürlich nicht, da Sauerstoff nur von außen in die Klassenzimmer gelangt. Aber die Intervalle – alle 60 min anstatt alle 20 Minuten Stoß-/Querlüften– vergrößern sich und der Unterrichtsablauf wird somit weniger gestört. Und: in den Klassenzimmern wird es in den Wintermonaten nicht so kalt, dass Schüler Decken oder dicke Daunenjacken während des Unterrichts benötigen.
Mich wundert es schon sehr, dass von der Fraktion Bündnis 90/Grünen, die mobile Luftreiniger, wie wir gerade gehört haben, ablehnen, hier nie über Energieverschwendung sprechen, sondern lediglich über den hohen Stromverbrauch der Luftreiniger.
Aber ist denn abschließend geklärt, dass Stoßlüften in den Sommermonaten – bei gleicher Temperaturn außen wie innen - überhaupt ausreicht, um virushaltige Aerosole zu reduzieren? Darüber habe ich in der Beschlussvorlage nichts erfahren können.
Dass geeignete Raumlufttechnische Anlagen mit eingebauten Hepa 14- Filtern die beste und nachhaltigste Lösung sind, ist ebenso unbestritten. Nur sind diese viel zu kosten- und zeitintensiv als die pragmatische, schnell umzusetzende Lösung von mobilen Geräten. Beides haben wir nicht: Geld und Zeit. Da helfen uns die Bundesfördermittel - max. 200.000 € pro Schule für Umbaumaßnahmen - bei weitem nicht.
Schade, dass in der Beschlussvorlage 152/21 z.B. nicht auf die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Aerosolforschung eingegangen wird oder auf die Studie von Prof. Dittler des Karlruher Institut für Technologie eingegangen wird.
Die Gesellschaft hat in Ihrem offenen Brief an die Politik vom 11.4.21 die fünf „goldene Regeln zur Infektionsvermeidung“ aufgestellt. Die Autoren nennen unter mehreren Maßnahmen, auch: „Raumluftreiniger und -filter überall dort zu installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen – etwa in Pflegeheimen, Büros und Schulen.“
Zum Thema Hintergrundgeräusche und Schallemissionen
Ab wann diese tatsächlich als störend empfunden werden, sollten wir mit den Menschen besprechen, die betroffen sind. In Ludwigsburg gibt es mittlerweile Erfahrungen während der vergangenen Abschlußprüfungen. Dies ist ein wichtiger Testlauf an unseren Schulen, der durch Mann+Hummel dankenswerterweise ermöglicht wurde. Mir wurde von mehreren Seiten an unterschiedlichen Schulen mitgeteilt, dass die zur Verfügung gestellten Geräte kleiner und mittlerer Größe nicht als störend empfunden wurden – und dies in einer Situation höchster Konzentration und Stillarbeit bei Abitur und Mittlerer Reife.
Meine Frage an die Verwaltung: wurden die Berichtsbögen der einzelnen Schulen ausgewertet – immerhin war das schriftliche Abitur vor den Pfingstferien beendet. Aussagen hierzu vermisse ich in der Beschlussvorlage.
Zum Thema Kosten, insbesondere zum großen Unterschied der von der Stadt errechneten Kosten zu denen der Firma Mann+Hummel liegt uns Gemeinderäten ein email-Schreiben von Mann+Hummel vom 18.5.21 vor, das besagt, dass sich die Investitionen für die Anschaffung von 1.400 Geräten (2 pro Klassenzimmer für 700 Klassenzimmern in LB) bei weniger als 750.000 € brutto belaufen, inkl. Stromverbrauch und Filterwechsel nach zwei Jahren bewegen wir uns deutlich unter 1 Mio. €.
Da ich darüber in der Beschlussvorlage keine weitere Erklärung der Stadt gefunden habe, bitte ich, diese heute nachzuholen.
Auch kann man heiter darüber diskutieren, ob „Zugerscheingungen durch mobile Luftreiniger“ als störender empfunden werden als Quer- und Stoßlüften.
Manch einer spricht mittlerweile von einer Verkürzung des Fensterlüften-Intervalls auf alle 10 min. Ich bezweifle, dass Unterricht dann überhaupt noch geregelt und konzentriert stattfinden kann.
Meiner FDP-Fraktion ist es überaus wichtig, dass Schulen aus Pandemiegründen nie wieder geschlossen werden. Die Absage des Kultus- und Sozialministeriums, dass Ludwigsburg mit dem Unternehmen Vorort nicht zu einer „Modellstadt für Luftreiniger in Klassenzimmern“ mit wissenschaftlicher Begleitung durch das KIT werden kann - ist sehr bedauerlich.
Ich frage mich, was die neue Landesregierung unternimmt, um Schulschließungen zu verhindern?
Es gibt viele Modellprojekte. Ohne das Voranschreiten von Lisa Federle und Boris Palmer in Tübingen hätten wir heute keine Teststrategie. Auch für den Tourismus läuft ein Modellprojekt mit der Öffnung des Europaparks Rust. Ich möchte die mittelständische Wirtschaft, den Tourismus nicht gegen Bildung ausspielen, frage mich aber schon, wie es sein kann, dass Freizeitparke vor den Schulen öffnen? Beides muss möglich sein, denn wir brauchen Feldversuche, um in der Pandemie zu erfahren, was geht und was geht nicht.
Nur eine Absage für eine „Modellstadt Bildung“ von den Grün-regierten Ministerien Soziales und Kultus hinzunehmen, reicht nicht: hier müssen wir, die Stadt Ludwigsburg dranbleiben!
Gemeinsam mit dem ortsansässigen Unternehmen Mann+Hummel und den Ministerien an einen Tisch und gemeinsam eine Modellstadt für unsere junge Generation, für verlässliche Bildung entwickeln.
Unterricht muss – unabhängig von den Inzidenzen – verlässlich stattfinden. Und bei niedrigen Inzidenzen ohne Masken, denn mobile Hepa-14-Luftreiniger scheiden 99,9% der Viren (und ihre Mutationen) zuverlässig aus der Luft ab.
Natürlich handeln auch wir – was die Kosten angeht – verantwortungsvoll und sehen die von der Stadt zusammengestellte Investitionssumme von 7 Mio. € aus dem städtischen Haushalt als nicht finanzierbar.
Deshalb nochmals mein Aufruf: Die Kommunen dürfen hier von Bund und Land nicht weiter alleine gelassen werden.
Wir - die FDP-Fraktion im Ludwigsburger Gemeinderat - fordern die Landesregierung auf, ein Förderprogramm für mobile Luftreiniger aufzusetzen.
Dennoch möchten wir – auch bei Ablehnung unseres Antrages – unsere Kolleg/innen Stadträte und die Stadtverwaltung bitten, dieses wichtige Thema nicht ad acta zu legen.
Wir sollten uns weiter vorbereiten, damit wir – wenn andere Finanzierungsmöglichkeiten, Fördermittel oder Spenden für mobile Luftreiniger zur Verfügung stehen – sofort weiter fortschreiten können.
Dies bedeutet für uns:
eine bedarfsgerechte detaillierte Darstellung und Ausarbeitung, wo und in welchen Gerätegrößen in mobile Luftreiniger investiert werden muss!