Rede im Ausschuss für Mobilität,Technik und Umwelt
Ich möchte als Mitglied dieses Gremiums, das heute zum ersten Mal zum Thema Stadtbahn Stellung nimmt, mit dem Zitat von Albert Einstein beginnen: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben“. Und unsere Zukunft wird Covid-19 bedingt, finanziell eingeschränkter sein und es bedarf in vielen Bereichen, wie auch hier, eines offeneren Denkens und Diskutierens und v.a. schnellen Handelns.
Die vergleichsweise mit geringen Investitionskosten mögliche Reaktivierung der Bahn nach Markgröningen – natürlich unter Umständen auch ohne Kauf der Trasse - hat absolut Vorrang. Hierfür müssen wir alle Energie und Zeit investieren, damit sobald als möglich auf dieser mit hohen Fahrgastzahlen prognostizierten Strecke im Halbstundentakt Züge fahren, deren laufende Betriebskosten nach dem Windhundprinzip durch das Land (mit-) finanziert werden Wenn wir bei diesem Wettrennen um die ersten 100km die Nase vorne haben, bedeutet dies zum einen große finanzielle Entlastung der Kommunen Ludwigsburg, Möglingen und Markgröningen – zum anderen ist jedes Jahr, in dem wir früher mit dem Bahnverkehr im Westen der Stadt starten, ein gewonnenes Jahr für den Klimaschutz. Wir Freie Demokraten sind für ein schrittweises Vorgehen: weitere Planungsschritte sind unverzüglich einzuleiten und Förderanträge zu stellen.
Meine Frage hierzu: brauchen wir dafür einen Zweckverband?
Die Situation westlich des Ludwigsburger Bahnhofes ist weit diffiziler. Die ersten Planskizzen und Entwürfe haben keine Planschärfe, um daraus konkrete Kosten, auch Betriebskosten oder genaue verkehrliche Aussagen zu machen. Man bediente sich Statistikwerten aus dem Jahre 2006 und traf Annahmen, bei denen die neuen Bus- und Nahverkehre in und um LB noch nicht berücksichtigt sind. Hier haben wir heute – auch dank der LVL - völlig neue Rahmenbedingungen.
Zusammengefasst stellen sich die folgenden Fragen:
Wissen wir:
- ob die angedachte Wegführungen einer Stadtbahn durch Ludwigsburg tatsächlich möglich sind?
- wie sehr die Kosten für Planungen – von den insgesamt 32 Mio - unseren städtischen HH in den nächsten Jahren belasten?
- wie sich eine Stadtbahn in das Stadtbild unserer Barockstadt einfügt?
- ob der Einzelhandel, die Ärzte und Dienstleister unserer Stadt die langen Bauzeiten akzeptieren und finanziell überstehen werden?
- ob eine Stadtbahn – mit allenVor- und Nachteilen (Entfall vieler Busverbindungen, zum Teil doppelt so weite Fußwege zu den Haltestellen, etc.) - die Bürger unserer Stadt überzeugt?
- ob nicht neue technologische Entwicklungen, die vielleicht auch nicht schienengebunden sein werden und an Komfort weniger Einbußen haben als die heutigen Busse, sich zukünftig auf dem ÖPNV-Markt etablieren und den gleichen Zuspruch finden – und dies mit viel weniger Investitions- und Betriebskosten als eine Stadtbahn?
Wir dürfen die Bedürfnisse der Bürger unserer Stadt, neueste Entwicklungen der Mobilität und die finanziellen Möglichkeiten nicht aus den Augen verlieren und es bleibt unsere Aufgabe, die Folgen unseres Handelns in nun finanziell erschwerten Coronazeiten umso mehr voraus zu denken. Mit einem Warten auf den Zweckverband, bis er installiert & arbeitsfähig ist und im Westen weitergeplant werden kann, verlieren wir viel zu viel Zeit. Wir sollten nun die Markgröninger Bahn in Angriff nehmen und schrittweise voran gehen.
Es gilt das gesprochene Wort.