Die Schulentwicklung im Landkreis Ludwigsburg war das Thema, zu dem die FDP Kreistagsfraktion zu ihrer Mandatsträgerkonferenz einlud. Neben Konrad Seigfried, Erster Bürgermeister der Stadt Ludwigsburg, nahmen auch Vertreter aus Politik, Schulverwaltung, Schulleitung und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie die Ludwigsburger FDP-Stadträte Johann Heer, Dr. Hans Ulrich Jordan und Martin Müller daran teil.
Dr. Timm Kern, Landtagsabgeordneter und bildungspolitischer Sprecher der FDP, geißelte die Schulreform der rot-grünen Landesregierung als zu hastig vorangetrieben, nicht konsequent durchdacht und damit fehlerhaft: „Revolution nein, Reform ja, aber nicht in diesem Tempo und nicht landesweit gleichgeschaltet.“ Timm Kern zeichnete ein schönes Bild: „ Die Landesregierung hat mit dem Schaufelradbagger den Garten umgepflügt, ein Umpflügen mit dem Spaten wäre sinnvoller.“
Schulamtsdirektor Günter Baumgärtner vom Schulamt Ludwigsburg hob hervor, dass ein Bildungsangebot den demographischen Wandel berücksichtigen müsse.
Der erste Bürgermeister der Stadt Ludwigsburg Konrad Siegfried betonte, dass das Thema Bildung in der Lokalpolitik einen extrem hohen Stellenwert besitze. Die Stadt Ludwigsburg habe aber mit der einsetzenden Schülerwanderung derzeit noch keine Probleme. Er sprach sich dafür aus, eine Schulreform im ländlichen Raum anders zu organisieren als in den Ballungszentren. Aus seiner Sicht wird es langfristig auf wie auch immer gelagertes “Zwei-Säulen-System hinauslaufen, in der auch die Realschulen ihren Platz finden werden.“
Reiner Hohloch, geschäftsführender Schulleiter der Ludwigsburger Gymnasien gab zu Bedenken: „Uns überrollen die Probleme, nicht nur im organisatorischen Bereich, wir bekommen wesentlich mehr Schüler, die gefördert werden müssen“. Er äußerte auch den Wunsch nach mehr Schulsozialarbeiterstellen an Gymnasien.
Erika Schulze, geschäftsführende Schulleiterin der GHWR Ludwigsburg, sprach von einer Verunsicherung der Eltern im Hinblick auf die Schulwahl und Anmeldung: „Eltern wissen nicht, auf welche Schule sie ihr Kind anmelden sollen, denn die Information, welche Angebote und welche Profile es an Schulen gibt, überrolle viele Eltern, so Schulleiterin Erika Schulze. Die Reform komme zu schnell. Die Lehrer haben Bedenken auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, dessen Ziel nicht bekannt ist.
Barbara Hufnagel von der GEW begrüßte die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung, was zu einer kontroversen Diskussion auf dem Podium und bei den Zuhörern führte. Die GEW, so Barbara Hufnagel, stehe für einen Umbruch in der Bildungspolitik und hoffe auf eine gerechtere Bildung. Wir sehen aber durchaus auch die Problematik, die mit diesem Umbruch verbunden ist.
Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern, trat dafür ein, zunächst einmal einen Deckel auf die Zahl der Gemeinschaftsschulen zu setzen, Erfahrungen zu sammeln und auszuwerten und dann eine lokale Entscheidungsfreiheit der Schulen beim Fortgang der Reform einzuräumen.
Generell sprachen sich die Podiumsteilnehmer dafür aus, ein zweigliedriges Schulsystem zu etablieren. Dabei blieb offen, was neben dem Gymnasium die 2. Säule mit welcher Bezeichnung beinhaltet. Timm Kern empfahl, sich am Schulsystem- und Modell des Landes Sachsen zu orientieren. Klares Diskussionsergebnis: Keine Reform ohne die Betroffenen mitzunehmen und benachteiligte Schüler stärker als bisher zu fördern. Auch müsse die Zahl der Fachlehrer deutlich angehoben werden. Zudem habe man den Eindruck, dass die finanziellen Auswirkungen der Schulreform ungenügend beachtet wurden.
Bürgermeister Seigfried stellte klar: „Wir haben eine enorme Akademisierung an den Schulen. Das ist künftig nur mit 2-gliedrigem Schulsystem organisierbar“.