Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Heeren,
Ludwigsburg ist eine Stadt mit einer hohen Kaufkraftbindungsquote. In Ludwigsburg wird fast doppelt so viel gekauft, wie wenn alle Ludwigsburger hier kaufen würden, aber kein Auswärtiger. Diese hohe Kaufkraftbindung resultiert aus den Umsätzen im Tammer Feld, der Innenstadt und der Weststadt. Es ist die Frage, in welchem Umfang sich das Breuningerland und die Innenstadt gegenseitig die Umsätze wegnehmen, wenn sie ihre Verkaufsflächen bzw. Sortimente erweitern. Das hängt davon ab, wie stark die Kudnen auf Veränderungen am einen oder anderen Standort reagieren.
Ich beschreibe und überzeichne deshalb die Kundentypen an den beiden Standorten:
Der Innenstadtkunde ist oft älter, in Ludwigsburg geboren oder hier schon so lange ansässig, dass ihn mit der Stadt eine gemeinsame Geschichte und ein Heimatgefühl verbindet. Der Innenstadtkunde liest morgens beim Frühstück die LKZ. Zuerst die Traueranzeigen und dann die Kleinanzeigen der Stadträte Heer + Heer. Dann geht er zum Einkaufen auf den Marktplatz, trifft dort Freunde, schimpft mit ihnen über die Kommunalpolitiker und fühlt sich sonst wohl und daheim, z.B. in der Klingel.
Die Kundin des Breuningerlandes ist eher jünger, kommt von auswärts und hat eine neue Stelle in der Region gefunden. Sie fährt im geleasten Cabriolet zum Tammer Feld, versorgt sich unterwegs mit Pop-Corn und Cola für den Abend im Caligari, kauft Feinkost im Breuningerland udn entwickelt in der Mall beim Sushi Heimatgefühle bei der Erinnerung an ihre letzten Praktika in Los Angeles und Tokyo.
Zwischen diesen Typen herrscht eine geringe Reagibilität in Bezug auf standortbezogene, absatzpolitische Maßnahmen, weil beide in unterschiedlichen Humanbiotopen leben. Folglich kann der Markt zwischen beiden Typen erfolgreich aufgeteilt werden.
Aber es gibt auch zahlreiche jüngere Kundinnen von auswärts, die in der Innenstadt udn viele ältere Ludwigsburger, die im Breuningerland einkaufen. Hier überschneiden sich die Marktsegmente. Hier müssen wir aufpassen, dass die Innenstadt nicht durch eine auch verkehrlich unerwünschte Verlagerung der Besucherzahlen ins Hintertreffen kommt.
Andererseits wollen wir keinen protektionistischen Gartenzaun um die Innenstadt, wollen aber deren Bedeutung als städtisches Zentrum bewahren und stärken. Deshalb machen wir uns stark für eine lebendige Innenstadt mit attraktiven Einkaufsmöglichkeiten und einer hohen Aufenthaltsqualität. Dazu brauchen wir Zeit für einen vernünftigen Kompromiss im Konflikt zwischen den beiden Standorten.
Eine Veränderungssperre einschließlich einem neuen Bebauungsplan gibt uns die Zeit, um zu einem neuen Gleichgewicht zwischen den beiden Standorten zu kommen.